Am Montag, 28. August, hat die Bertelsmann-Stiftung ihren neuen Ländermonitor Frühkindliche Bildung vorgestellt. Die Studie stellte leider wieder einmal fest, dass trotz erzielter Verbesserungen Hamburgs Personalschlüssel im Krippenbereich schlechter ist als der Bundesdurchschnitt (1:4,3).

Die Bertelsmann-Stiftung hat zum Stichtag 1. März 2016 errechnet, dass in den Krippengruppen in Hamburg eine vollzeitbeschäftigte Fachkraft etwas mehr als fünf Ganztagskinder (1:5,1) betreut. Damit ist Hamburg weit entfernt vom Personalschlüssel, den die Bertelsmann-Stiftung empfiehlt (1:3).

Im Elementarbereich sieht es zwar nicht ganz so katastrophal aus, hier kommt eine vollzeitbeschäftigte Fachkraft auf 9 Elementarkinder. Allerdings hat sich der Betreuungsschlüssel gegenüber 2015 (1:8,7) auch noch verschlechtert und weicht weiterhin weit von den Empfehlungen der Bertelsmann-Stiftung (1:7,5) ab.

 

Kurz gesagt: Mit diesen Werten hat Hamburg weiterhin keinen kindgerechten Personalschlüssel erreicht.

„Wieder einmal ist Hamburg Schlusslicht und wird die Rote Laterne bei der Krippenbetreuung nicht los.
Hamburg hat von den west-deutschen Bundesländern weiterhin den schlechtesten Betreuungsschlüssel und belegt mit Abstand den letzten Platz“ kritisiert LEA Vorstandsmitglied Tobias Joneit.

Ähnlich sieht es auch Dr. Jörg Dräger, Vorstandsmitglied der Bertelsmann-Stiftung. In deren PM heißt es: „Trotz der Verbesserungen in den vergangenen vier Jahren hat Hamburg ähnlich wie die meisten anderen Bundesländer noch keinen pädagogisch sinnvollen Wert erreicht, Bund und Länder müssen einheitliche Qualitätsstandards umsetzen“.

LEA Vorstandsmitglied Michael Thierbach ergänzt: „Hamburg hat sich auf die Fahne geschrieben, die kinderfreundlichste Stadt zu werden. Da ist es für Eltern nur schwer zu ertragen, dass Kinder unter drei Jahren in keinem anderen westdeutschen Bundesland so schlecht betreut werden, wie in Hamburg“.

Angelika Bock, Leitung der LEA Geschäftsstelle fügt hinzu: „Bei den rechnerisch ermittelten Personalschlüsseln darf nicht vergessen werden, dass diese Werte das tatsächliche Betreuungsverhältnis im Kita-Alltag in der Regel nicht wiederspiegeln. Im Rahmen der mittelbaren Pädagogik verwenden die Erzieherinnen / Erzieher mindestens ein Viertel ihrer Zeit für Team- und Elterngespräche, Dokumentationen, Fortbildung usw. Diese durchaus wichtigen Aufgaben gehen mangelnder Gegenfinanzierung zu Lasten des Betreuungsschlüssels“.

Es wundert nicht, dass die Experten weiter zu den Ergebnis kommen, dass allein in Hamburg 3.600 zusätzliche vollzeitbeschäftigte Fachkräfte für den notwendigen Qualitätsausbau erforderlich sind, um den Personalschlüssel auf das empfohlene Niveau zu heben.

Mit Realisierung der Eckpunktevereinbarung wurden bereits die Weichen gestellt, den Schlüssel anzuheben. Hier wird aber von 2.000 – 2.500 neue Stellen ausgegangen, diese liegen unter der von der Stiftung ermittelten 3.600 Stellen.

Und dabei darf auch nicht vergessen werden, dass zusätzliche Nachfrage nach Fachkräften besteht – u. a. durch den steigenden Bedarf an Betreuungsplätzen für unter dreijährige Kinder, aber auch im Ganztagsbereich an Hamburgs Schulen. Ohne attraktive Rahmenbedingungen für das Personal, wird es schwer, dem steigenden Fachkräftebedarf nachzukommen.

Über die Online-Portale https://www.laendermonitor.de und http://www.bertelsmann-stifutng.de (sowie über den Hashtag #KitaQualität) finden sich weitere Informationen zum Ländermonitor (für alle Bundesländer).

Ergänzende Informationen:
Im Rahmen des Kita-Gutscheinsystems wird folgender Personalschlüssel finanziert:
(Auszug aus den Richtlinien für den Betrieb von Kindertageseinrichtungen (unter Punkt 4.4. Personalbedarf)

Für die Bildung, Betreuung und Erziehung der Kinder sind in ausreichendem Maße geeignete Fachkräfte einzusetzen. Dabei ist im Krippen- und Elementarbereich auf ein angemessenes Verhältnis zwischen Erst- und Zweitkräften zu achten.

Von einer ausreichenden Betreuung ist in der Regel auszugehen, wenn so viele Fachkräfte beschäftigt werden, dass eine Fachkraft-Kind-Relation

  • im Krippenbereich von 1:7,6,
  • im Elementarbereich von 1:12,5,
  • und bei der Betreuung im Anschluss an den Schulbesuch von 1:23 gewährleistet ist.

D. h. salopp ausgedrückt, dass in Hamburg in den Einrichtungen im Krippenbereich die Betreuung so finanziert wird, dass zwei Erzieher / Erzieherinnen für mehr als 15 Krippenkinder zuständig sind.