Quelle: Bertelsmann

Bertelsmann Ländermonitor frühkindliche Bildung:
Mehr Kita-Plätze und kindgerechte Qualität bis 2030 möglich

Am Dienstag, 24. August 2021, hat die Bertelsmann-Stiftung ihren neuen Ländermonitor Frühkindliche Bildung vorgestellt. Stichtag der Berechnungen 1. März 2020. Auf den ersten Blick und langfristig gesehen gibt es erfreuliche Nachrichten für Hamburg. Folgende Fakten wurden ermittelt:

  • Teilhabe weiter ausbaufähig,
  • aber mehr Kita-Plätze und kindgerechte Qualität in Hamburg sind bis 2030 möglich
  • Personalschlüssel weiterhin nicht kindgerecht
  • Etappenziele mit weiteren Anstrengungen realisierbar

Bei näherem Durchlesen ergibt sich folgendes Bild:

Teilhabe

  • Es gab und gibt in Hamburg einen starken Kita-Platzausbau,
    dennoch sind die Teilhabechancen noch geringer als in den ostdeutschen Bundesländern.
  • Bei den unter Dreijährigen hat sich in den letzten Jahren die Zahl der Kinder in Kita und Kindertagespflege deutlich erhöht. Die Teilnahmequote liegt bei knapp 47 Prozent.
    Der durchschnittliche ostdeutsche Wert liegt um 6 Prozentpunkte höher.

Personalschlüssel

  • In Ostdeutschland kommt rechnerisch eine vollzeitbeschäftigte Fachkraft auf elf ganztagsbetreute Kita-Kinder im Elementaralter (ab 3 Jahren). In Hamburg sind es „nur“ knapp acht.
  • Dieser Schlüssel ist entsprechend wissenschaftlichen Empfehlungen aber weiterhin nicht kindgerecht.
  • Für fast dreiviertel der Kinder (71 %) stand nicht genügend Fachpersonal zur Verfügung.

Rechnerisch ergaben sich folgende Personalschlüssel:

1 Fachkraft auf xx Kinder  2020  2019 
 Krippe (unter 3 Jahre)n  1 zu 4,3  1 zu 4,5
 Elementar (ab 3 Jahren)  1 zu 7,9  1 zu 7,7

Im Elementarbereich hat sich Hamburg gegenüber dem letzten Jahr etwas verschlechtert und liegt bundesweit nun auf Platz 4 (2019 auf 3)

Hamburg hat es allerdings wieder nicht geschafft, die „Rote Laterne“ bei der Krippenbetreuung im Vergleich der west-deutschen Länder abzugeben und steht auch diesmal schlechter als der Bundesdurchschnitt da.
Alle anderen west-deutschen Bundesländer liegen zwischen 1 zu 3,0 bis 3,8 und nähern sich den wissenschaftlichen Empfehlungen an bzw. legen dabei eine Punktlandung hin. Davon ist Hamburg mit seinem rechnerisch ermittelten Wert von 1 zu 4,3 leider noch weit entfernt.Hinweis zum Personalschlüssel:
Bei den genannten Zahlen beim Personalschlüssel darf folgendes nicht außer Acht gelassen werden:

  • Die ermittelten Werte sind rechnerische Werte. Die Realität sieht weiterhin anders aus.
  • Nicht erst seit der Corona-Pandemie, aber durch diese wohl noch verstärkt:
    Vorhandenes Personal fehlt aufgrund von Krankheiten, Urlaub, Fort- bzw. Weiterbildungen.
  • Und wenn die Fachkräfte in der Einrichtung anwesend sind, stehen diese den Kindern nicht immer unmittelbar z. V., da sie Sie weitere wichtige Aufgaben zu erfüllen haben:
    Sie führen Elterngespräche, erstellen Dokumentationen usw.

Etappenziel: Teilhabe- und Qualitätsgefälle bis 2030 abbauen

  • Begünstigt durch die rückläufigen Geburtenzahlen in HH, lässt sich das Etappenziel „Teilhabequoten bis 2030 auf das ostdeutsche Niveau heben“ laut Bertelsmann wohl gut erreichen
  • Für das zweite Etappenziel „bis zum Ende des Jahrzehnts könnten in allen Gruppenformen die Personalschlüssel auf das Westniveau angeglichen werden“ kommt HH zugute, dass entsprechend der Ausbildungszahlen wohl genügend Fachkräfte zur Verfügung stehen könnten.

Aber: Das heißt ja leider nicht, dass alle Fachkräfte bis zum Ende durchhalten bzw. dann auch in Hamburg in den Beruf einsteigen und verbleiben.

  • Für ganz Deutschland ergibt sich laut Ländermonitor: „Von gleichwertigen Lebensverhältnissen in der frühkindlichen Bildung ist Deutschland also nach wie vor weit entfernt. … Bedarfs- und kindgerechte Kita-Angebote sind unerlässlich, um allen Kindern in Hamburg sowie bundesweit gleichwertige Teilhabe- und Bildungschancen zu ermöglichen. Voraussetzung dafür sind ausreichend Erzieher*innen“!
    Licht am Horizont ist laut Kathrin Bock-Famulla, Bildungsexpertin der Bertelsmann Stiftung zu erkennen:
    „Mit erhöhten Anstrengungen kann Hamburg diese (Personal)Lücke bis 2030 schließen und damit allen Kita-Kindern erstmals eine kindgerechte Qualität bieten“ und betont: „Die Chance auf gleichwertige Bedingungen in der frühkindlichen Bildung in ganz Deutschland darf auch in Hamburg nicht ungenutzt bleiben“ und ergänzt „Für mehr Plätze und kindgerechte Qualität müssen jetzt die Weichen gestellt werden“.

Es heißt jetzt weitere Schritte in Angriff zu nehmen:

  • Ausbau der Kita-Plätze und Ausbildungskapazitäten und Qualifizierung zusätzlicher Berufsschullehrer*innen
  • Attraktivere Arbeitsbedingungen schaffen und damit Personal binden und gewinnen
  • Stufenplan zur schrittweisen Verbesserung der Personalausstattung

Wir erkennen an, dass sich die Personalsituation in Hamburg langsam verbessert.
Gut ist, dass sich Hamburg auf den Weg gemacht hat die Probleme in den Griff zu bekommen.

Es wurden Maßnahmen ergriffen, um mehr Personen für das Berufsfeld zu begeistern: Junge Menschen, aber auch Jene, die bereits andere berufliche Erfahrungen aufweisen (Quereinsteiger). Diese Maßnahmen zeigen erste Erfolge. Aber es muss darauf geachtet werden, dass diese Maßnahmen nicht zu Absenkungen im Qualitätsniveau führen.

  • Hamburg wie auch die anderen Länder dürfen bei Ihren Bemühungen zu Verbesserungen im frühkindlichen Bereich vom Bund auch nicht allein gelassen werden.
  • Wichtig ist, dass z. B. die Bundesmittel aus dem „Gute-Kita-Gesetz“ den Kitas langfristig zur Verfügung stehen und verstetigt werden. Aufgelegte Bundesprogramme wie die Fachkräfte-Offensive sind zu modifizieren und fortzusetzten, aber vor allem administrativ zu entschlacken und in Abstimmung mit den Ländern auf den Weg zu bringen.

Dies trägt sehr zur Planungssicherheit für die Kitas, Träger und Verbände, aber auch für die Erzieher*innen bei. Auch im Interesse der Kinder und der Eltern

In wenigen Wochen finden die Bundestagswahlen statt. Und damit die Wahlen der Parteien und der Personen, die dies künftig auf Bundesebene entscheiden. Auch die der Hamburger Vertreter*innen:
Eltern stellen eine nicht unerhebliche Zahl der Wahlberechtigten dar.
Eure / Ihre Stimme zählt.

Nehmt / nehmen Sie von Ihrem Recht gebrauch und nutzt / nutzen Sie die Chance.

Entscheidet / Entscheiden Sie mit wie es mit der frühkindlichen Bildung in Hamburg
und Deutschland weiter gehen wird.

 

Update: Pressemitteilung Deutsches Kinderhilfswerk

Hintergrund-Info:
Jährlicher Ländermonitor: www.laendermonitor.de  / einmal für ganz Deutschland und einzeln für die Länger – hier unter www.laendermonitor.de/laenderprofile 
Neu erschienen: „Fachkräfte-Radars für KiTa und Grundschule“ www.fachkraefte-radar-kita-grundschule.de 

Link zum Ländermonitor: https://www.laendermonitor.de/de/startseite

Update: Pressemitteilung ver.di Hamburg