Bertelsmann Ländermonitor frühkindliche Bildung:
Rahmenbedingungen erschweren Bildungsarbeit in HH Kitas

  • Ausbau der Kita Plätze und Investition in zusätzliches Personal zeigt langsam Wirkung
  • Aber: Rahmenbedingungen erschweren Bildungsarbeit in HH Kitas
  • Bildungsauftrag nur mit ausreichend und gut qualifizierten Personal zu erfüllen

Am Dienstag, 25. August 2020, hat die Bertelsmann-Stiftung ihren neuen Ländermonitor Frühkindliche Bildung vorgestellt. Zum Stichtag 1. März 2019 wurden folgende Fakten ermittelt:

  • Zu wenig Personal
    Für einen Großteil der Kinder ist der Personalschlüssel nicht kindgerecht
    In fast dreiviertel der Gruppen stand nicht genügend Fachpersonal zur Verfügung.

  • Zu große Gruppen
    Für knapp zweidrittel der Kinder sind die Gruppengrößen nicht kindgerecht.
    Davon betroffen sind vorrangig die Elementarkinder, also die Kinder ab 3 Jahren.
    Hamburg steht damit an drittletzter Stelle der Bundesländer. Zu beachten ist allerdings, dass individuelle Konzepte wie offene Gruppen in der Studie keine Berücksichtigung finden.

  • Niedriges Qualifikationsniveau
    Im Vergleich zu anderen Ländern ist die Qualifikation des Personals auf einem niedrigeren Niveau.
    Von den pädagogisch arbeitenden Mitarbeitern sind 58 % als Erzieher*in ausgebildet.
    Hamburg steht damit an vorletzter Stelle der Bundesländer

Dies trotz Ausbaus der Kita Plätze und Investitionen in zusätzliches Personal der vergangenen Jahre.

Rein rechnerisch kamen 2019 auf eine Fachkraft 4,5 Krippen- bzw. 7,7 Elementarkinder. Im Elementarbereich erreicht Hamburg damit rechnerisch fast den empfohlenen Schlüssel der Bertelsmann Stiftung und liegt bundesweit auf Platz 3. Dieser Trend ist sehr erfreulich.

Hamburg hat es allerdings wieder nicht geschafft, die „Rote Laterne“ bei der Krippenbetreuung im Vergleich der west-deutschen Länder abzugeben und steht schlechter als der Bundesdurchschnitt da. Alle anderen west-deutschen Bundesländer liegen zwischen 1 zu 3,0 bis 3,9 und nähern sich den wissenschaftlichen Empfehlungen an bzw. legen dabei eine Punktlandung hin. Davon ist Hamburg leider noch weit entfernt

Und zur Klarstellung:

Die ermittelten Werte sind rechnerische Werte. Die Realität sieht weiterhin anders aus. Vorhandenes Personal fehlt aufgrund von Krankheiten, Urlaub, Fort- bzw. Weiterbildungen. Und wenn die Fachkräfte in der Einrichtung anwesend sind, stehen diese den Kindern nicht immer unmittelbar z. V. Sie erfüllen weitere wichtige Aufgaben: führen Elterngespräche, erstellen Dokumentationen usw. 

Wir erkennen an, dass sich die Personalsituation in Hamburg langsam verbessert. 

Gut ist, dass sich Hamburg auf den Weg gemacht diese Probleme in den Griff zu bekommen. 

Es wurden Maßnahmen ergriffen, um mehr Personen für das Berufsfeld zu begeistern: Junge Menschen, aber auch Jene, die bereits andere berufliche Erfahrungen aufweisen (Quereinsteiger). Diese Maßnahmen zeigen erste Erfolge. Aber es muss darauf geachtet werden, dass diese Maßnahmen nicht zu Absenkungen im Qualitätsniveau führen.

Die Erkenntnisse aus dem Ländermonitor Frühkindliche Bildung spiegeln auch die Rückmeldungen wieder, die im Rahmen von verbands- und bundesweiten Kita-Befragungen erfolgten.

Die angespannte Personalsituation (Personalmangel, schwierige Fachkräftegewinnung, fehlende Zeit für Leitungsaufgaben, …) in Kitas sind mit die am häufigsten genannten Gründe. Dazu kommt auch weiterhin noch die mangelnde gesellschaftliche Anerkennung des Berufsfeldes.

Um den nötigen Fachkräftebedarf zu decken, braucht es attraktive Rahmenbedingungen um Menschen für diesen so wichtigen Berufszweig zu gewinnen.

Hamburg wie auch die anderen Länder dürfen bei Ihren Bemühungen zu Verbesserungen im frühkindlichen Bereich vom Bund auch nicht allein gelassen werden.

Wichtig ist, dass z. B. die Bundesmittel aus dem „Gute-Kita-Gesetz“ den Kitas langfristig zur Verfügung stehen und nicht nach den vier Jahren versiegen. Aufgelegte Bundesprogramme wie die Fachkräfte-Offensive sollten ggfs. modifiziert fortgesetzt und nicht eingestellt werden.

Die trägt sehr zur Planungssicherheit für die Kitas, Träger und Verbände, aber auch für die Erzieher*innen bei. Auch im Interesse der Eltern!

Zur Verbesserung des Betreuungsschlüssels sind in Hamburg langfristige Maßnahmen erforderlich, deren Finanzierung aber auch nach 2022 (Zeitfenster Gute-Kita-Gesetz) sichergestellt sein muss. 

Hier sehen wir auch den Bund ganz klar weiterhin in der Verantwortung.

Link zum Ländermonitor: https://www.laendermonitor.de/de/startseite

 

Update:
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